Presseinformation


Presseinformation 19.05.2019

Mainzer Madrigalchor mit Chormusik vom Hofe Ludwigs XIV.:
„Laudate Dominum. Große französische Barockmotetten“

Selten aufgeführte Werke des französischen Barock holt der Mainzer Madrigalchor mit dem aktuellen Konzertprogramm hervor. Die „Grands Motets“ sind eine französische Besonderheit, die vor allem durch schmissige Motorik, eingängige Melodien, barocke Prachtentfaltung, aber auch gefühlvolle Lamenti gefallen.

Neben Henri Dumonts Motette „Quemadmodum desiderat cervus“ und dem opulenten Werk „Cantate Domino“ von Michel Delalande steht mit Michel Correttes „Laudate Dominum“ ein besonderer Leckerbissen auf dem Programm, einer historisch einzigartigen Kombination von Vokalmusik und Violinkonzert.

Ungewöhnlich variantenreich sind im Konzert die Besetzungen: Der Gesamtchor singt die Tutti-Passagen, ein kleiner Chor die Favoritchoraufgaben, Soli werden sowohl aus dem Chor heraus als auch mit externen Solisten für die großen virtuosen Arien bestritten.

Programm u.a.

  • Michel Corrette (1707–1795): „Laudate Dominum de coelis“ (Ps. 148). Grand Motet nach Vivaldis „Frühling“
  • Henry Dumont (1610–1684): „Quemadmodum desiderat cervus“ (Ps. 41, 1–7)
  • Michel Delalande (1657–1726): „Cantate Domino“ (Ps. 97).

Die Zählung der Psalmen erfolgt gemäß der Vulgata.

Mitwirkende

  • Hans Meyer (Leitung),
    die Vokalsolistinnen und -solisten
  • Marina Herrmann (Sopran),
  • Daniel Tilch (Tenor),
  • Lorenz Kollmann (Bass),
  • das „Samatoso Streichquartett“ ⇒ Streichquartett,
  • Margit und Ulrich Pietsch (Generalbass) an ihren historischen Instrumenten ⇒ Gambe und Cembalo.


Termine

Sonntag, 2. Juni um 18.00 Uhr
in der Evangelischen Kirche Gau-Odernheim.
Das Konzert wird für das Fernsehen (Offener Kanal Mainz) aufgezeichnet.

Sonntag, 16. Juni um 17.00 Uhr
in der Mainzer Altmünsterkirche.

Der Eintritt ist frei, Spenden werden herzlich erbeten.

⇒ Handzettel Termine und Anfahrt (PDF)


Werbefilm zum Konzert auf YouTube

Eingestellt von Voilà FCT am 27.05.2019 ⇒ zu YouTube. Bitte beachten Sie den ⇒ Hinweis zum Datenschutz.


Zu den Werken im Konzert „Laudate Dominum“

Grand Motets

Grand Motets sind eine eigenständige Ausprägung der geistlichen Musik in Frankreich und gehen auf die Bestrebung Ludwigs XIV. zurück, seine absolutistischen Ansprüche in der Kirche durch angemessen große Musikwerke zu repräsentieren.

Nicht nur quantitativ, auch formal sind Grands Motets mehrsätzig angelegte Werke auf Basis von Psalmtexten. Vor allem in den Chören wird kraftvolle barocke Pracht und mitreißende Motorik entfaltet. In den Arien herrschen eher die schönen Melodien mit einem guten Schuss aristokratischer Verspieltheit vor. Grands Motets waren immer Auftragskompositionen Ludwigs XIV. für seine königliche Kapelle in Versailles.

Wir berücksichtigen bei der Interpretation einige Standards der historisch informierten Aufführungspraxis. So werden beispielsweise die Instrumente auf die sogenannte historische Stimmung von 415 Herz zurückgesetzt, was dem Gesamtklang mehr Wärme und Substanz gibt. Gambe und Cembalo im Generalbass sind auch echte historische Instrumente. Nur bei der Größe des Ensembles wird dem historischen Vorbild nicht gefolgt: Der Mainzer Marigalchor ist deutlich kleiner als die historischen Chöre.

Henri Dumont „Quemadmodum desiderat cervus“

Mit der Motette „Quemadmodum desiderat cervus“ von Henri Dumont haben wir ein frühes Beispiel im Programm, das noch sehr vom Flächenklang und der rhythmischen Deklamatorik des venezianischen Stils geprägt ist.

Michel Corrette „Laudate Dominum“

Michel Corrette ist uns in Deutschland als Komponist kaum geläufig – sehr zu Unrecht. Das Violinkonzert „Der Frühling“ von Vivaldi wird mit „Laudate Dominum“ in ein geistliches Konzert im Stil des französischen Grand Motet verwandelt, ohne ein Abklatsch des Originals zu sein. Auffällig sind beispielsweise ergänzte konzertierende Vokalstimmen hinzu und eine eigenständige Sopranarie - ein absolutes Unikum in der Musikgeschichte.

„Als ich das Werk ,Laudate Dominum’ zum ersten und einzigen Mal hörte, wusste ich sofort, dass dies ein wunderbares Stück für den Mainzer Madrigalchor ist“, so Chorleiter Hans Meyer.

Delalandes „Cantate Domino“

Mit Delalandes „Cantate Domino“ erleben wir den Grand Motet auf dem Höhepunkt der musikalischen Entwicklung mit großen Chorfugen und konzertierenden Arien. Ein opulenten Werk für Chor, Orchester und Vokalsolisten in 8 Sätzen.

Delalande war ab 1689 designierter Nachfolger von Lully als Chef der königlichen Hofmusik von Versailles und damit sprichwörtlich der französische Staatskomponist schlechthin, der im Dienste der Repräsentation des mächtigsten europäischen Absolutisten stand. Dementsprechend wartet seine Motette „Cantate Domino“ von 1704 auch reichlich mit barocker Motorik, besonderem barockem Prunk und musikalischer Abwechslung auf. Typisch französisch sind die eingängigen Melodien mit einem Hang zur Verspieltheit sowie die Vermeidung komplizierter harmonischer Durchgänge. Hans Meyer hat die Motette “Cantate Domino“ aus Handschriften ausgegraben und bearbeitet.


Programmfeature „Laudate Dominum“

Unter dem Titel „Laudate Dominum“ präsentiert der Mainzer Madrigalchor 2019 ein geistliches Programm mit barocker Vokalmusik aus Frankreich. Diese ist eher eine Seltenheit in deutschen Konzertsälen, hat aber bei unseren Nachbarn eine glänzende Tradition. Insbesondere am Versailler Hof des kunstsinnigen Louis XIV entwickelte sich die französische Barockmusik zu voller Blüte.

Den eigentlichen Anstoß für das Programm gibt aber ein äußerst spannendes Werk des Organisten, Komponisten und Musikschriftstellers Michel Corrette (1707–1795), der nach den Lebensdaten eher in die klassische Epoche fällt. Corrette verwandelte Vivaldis „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ in ein geistliches Konzert mit Chor, Vokalsolisten, Orchester und eben Solovioline, denn Vivaldis Original ist ja ein Violinkonzert. Diese Verbindung von Vokal- und Violinkonzert ist völlig einzigartig und verdient alleine deshalb große Beachtung. Dem Komponisten gelingt es insbesondere, virtuose Instrumentalsoli geschickt mit Vokalsoli zu verbinden und durch den Text von Psalm 148, in dem die ganze Schöpfungsnatur ihren Erschaffer preist, zu ergänzen. In der Begrifflichkeit der Versailler Tradition handelt es sich um ein „Grand Motet“, also um ein groß angelegtes mehrsätziges Werk, ähnlich einer Kantate, allerdings ohne Rezitative (die man nur in Italien und Deutschland mochte) und ohne scharfe Trennung zwischen Soli und Chor.

Mit Henry Dumonts (1610–1684) eher ernster Motette „Quemadmodum desiderat cervus“ („Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“, Psalm 41) haben wir ein früheres Beispiel Versailler Kirchenmusik unter Ludwig XIV. im Programm. Hier erinnert noch vieles an den grandiosen venezianischen Stil in der Behandlung des Chors (Giovanni Gabrieli, Claudio Monteverdi), aber es gib auch schon Soloarien, solistische Ensemblesätze und einen völlig eigenständigen Einsatz des Orchesters, wie von Jean-Baptiste Lully vorgeprägt.

Michel Delalandes (1657–1726) Motette „Cantate Domino“ (Psalm 97) entfaltet die Versailler Hofmusik zu voller Pracht. Der Komponist stand in besonderer Gunst Ludwigs, vor allem wohl deshalb, weil er selbst bei einem so ernsthaften, großen Kirchenwerk eine Fülle eingängiger und graziler Melodien zu bieten hatte. Überhaupt klingt die Motette leichtfüßig und durchsichtig, ohne in den Chören an großen Momenten zu sparen. Gewissermaßen ist dem Werk die Eleganz höfischer Galanterie eingeschrieben.

Auch wenn man hierzulande die Namen der Komponisten kaum kennt, weil man eher an der eigenen Barocktradition orientiert ist, erwartet uns mit den französischen Meistern ein wahrhaft königliches – um nicht zu sagen: sonniges und frühlingshaftes – Vergnügen.

Der Madrigalchor interpretiert die Werke in bewährter Weise mit kleinem, aufeinander abgestimmtem Instrumentalensemble und differenzierter Besetzungstechnik, die neben professionellen Vokalsolisten und „Soli aus dem Chor“ auch die Unterscheidung zwischen Tutti- und Favoritchor einschließt. Der in diesem Fall musikhistorisch nicht ganz korrekte Verzicht auf groß besetzte Klangmasse betont die Durchsichtigkeit und Grazilität der Werke.

Hans Meyer, im November 2018

Programmfeature von Hans Meyer als PDF


Hintergrundinfo Mainzer Madrigalchor

Der Mainzer Madrigalchor hat sich auf vokale Arrangements aus Renaissance und Barock spezialisiert, hat in den vergangenen Programmen aber auch gerne mit zurückhaltender, zeitgenössischer instrumentaler Begleitung gearbeitet.

Das Madrigal, das „mehrstimmige Vokalstück“ auf Basis einer freien Gedichtform, entwickelte sich unterschiedlich in Jahrhunderten und Ländern und ist daher variantenreich in Sprache, polyphonen Stimmarrangements und existiert für verschiedenste Ensemblegrößen.

Der Mainzer Madrigalchor ist ein gemischter Kammerchor aus rund 30 Chorsängerinnen und Chorsängern im Alter zwischen 25 und 60 Jahren. Im Mittelpunkt steht die Freude am Singen und an ungewöhnlichen Arrangements. Mit seinem letzten Konzert „Commedia“ Mai und Juni 2018 feierte er sein 40-jähriges Bestehen.

Der Chor ist einer der wenigen, die nicht zu einer Kirche oder Institution gehören und finanziert sich ausschließlich über Beiträge in die Chorkasse und Konzerteinnahmen. Chorprobe jeden Dienstag (außer während der Sommer- und Weihnachtsferien) 20.00–22.00 Uhr in der Evangelischen Pauluskirchengemeinde in der Mainzer Neustadt.

Kontakt: Hans Meyer, chorleiter(a)mainzer-madrigalchor.de
Pressekontakt: info(a)mainzer-madrigalchor.de
Anschrift: Mainzer Madrigalchor, c/o Eva Maria Herbst, Am Großberg 11, 55130 Mainz, Tel.: (nur Mobilwahl) 0 61 31 / 50 93 35

Der Mainzer Madrigalchor 2017 in der Antoniuskapelle Mainz
Der Mainzer Madrigalchor 2017 in der Antoniuskapelle Mainz
Foto: privat
Der Mainzer Madrigalchor 2016 vor der Evangelischen Kirche Wörrstadt
Der Mainzer Madrigalchor 2016 vor der Ev. Kirche Wörrstadt
Foto: Karin Walsh-Henkel

Auf Wunsch schicken wir Ihnen die Bilder gerne in einer höheren Auflösung zu.


Die Presseinformation zu unserem Jubiläumskonzert „Commedia – 40 Jahre Mainzer Madrigalchor” finden Sie unter ⇒ Unsere Musik, „Commedia”, Presseinformation.