Das Madrigal


Notenbeispiel Madrigal
Quelle: Projekt Gutenberg

Etymologisch geht die Bezeichnung vermutlich auf „cantus matricalis”, also den „muttersprachlichen Gesang” (im Gegensatz zum geistlich-lateinischen Gesang der Kirchenmusik) zurück. Madrigale vertonen also landessprachliche weltliche Texte.

Ein Madrigal ist ursprünglich eine einstrophige Gedichtform mit bis zu 11 Versen unterschiedlicher Länge, die von dem italienischen Dichter Petrarca (1304–1374) geprägt wurde. In Schäferidyllen und Pastorellen besingt er zumeist seine geliebte Laura, die im streng höfischen Sinne unerreichbar bleibt. Ein durchgehendes Thema fast aller Madrigale ist denn auch das Liebeslied, das mit allen Höhenflügen und Untiefen durchempfunden und ausgekostet wird.

Bisweilen versteht man unter einem Madrigal jeglichen mehrstimmigen, weltlichen und muttersprachlichen Gesang der Renaissance.

Tatsächlich ist aber das Madrigal nur eine, wenn auch die musikalisch fortschrittlichste Vokalgattung im 16. Jahrhundert, die thematisch auf bestimmte (amouröse) Themen, musikalisch auf eine bestimmte Form und regional auf Nord- und Mittelitalien festgelegt ist. Der italienische Musiktheoretiker Vincentino unterschied zwischen „cantare in chiesa” (Kirchengesang), „cantare in camera” (vokale Kammermusik) und der „cose basse” (niederer, volkstümlicher Gesang).

Die grundlegende musikalische Norm jedes Madrigal ist die klassische Vokalpolyphonie. Darunter versteht man die prinzipielle Gleichwertigkeit aller Einzelstimmen im musikalischen Satz. Jede Stimme hat gleichermaßen Anteil am melodischen Material, das prägnant in musikalischen Kopfthemen (ital. „Soggetti”) zum Ausdruck gebracht wird. Die Gliederung des Gedichts in Textzeilen (Verse) entspricht der jeweiligen musikalischen Repräsentation durch ein neues Kopfthema. Die Stimmeinsätze verhalten sich meistens imitatorisch zueinander, wobei die Imitationen nicht streng sein, sondern bloß die allgemeine Kontur des Kopfthemas treffen müssen. Man bezeichnet das Madrigal daher oft auch als eine Art weltliche Motette.

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